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​BERNARD GARO
SARA MASÜGER

July 01 – Sept 10, 2022

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BERNARD GARO

Press Release


Gib uns die Schönheit zurück - Garo und die Verwundbarkeit unserer Erde.
Im Werk von erscheint die menschliche Existenz nicht als solche, sondern wird in ihrer kosmischen oder geologischen Situation wiederhergestellt.
Da er Zeitlichkeiten in großem Maßstab aufstellt, könnte seine Kunst zu einer Strömung der zeitgenössischen Kunst gehören, die mit diesem Beginn des 21. Jahrhunderts verbunden bleibt und in zukünftige Bücher über die Kunstgeschichte eingehen wird, denn in der Tat ist die ursprüngliche Frage, mit der sich die Künstler dieser Periode befassen, die Bedeutung, die ihre Aktivitäten in einer Welt in Gefahr annehmen können.
In diesem Kontext finden wir eine dominante Strömung, die über die Zukunft unseres Planeten nachdenken muss und die den Wandel unserer Gesellschaft angesichts der Beschleunigung der globalen Erwärmung und ihrer verheerenden Auswirkungen vorbereitet. Mit starken und bedeutungsvollen Werken in einer Welt, die in vollem Gange ist, hält Garo sein Versprechen und behauptet eine starke Position, indem er Fragen und ein existenzielles Bewusstsein schafft, die sowohl für die Kunst als auch für die Gesellschaft nützlich sind.
Angesichts dieser Realität erforscht Garo seit mehr als zwei Jahrzehnten vor allem mit Malerei, aber auch mit Installationen, Skulpturen, Zeichnungen, aber auch mit Fotografie und Performance das zerbrechliche Gedächtnis unserer Menschheit, indem er sowohl die Auswirkungen als auch die Verletzlichkeit des Menschen im Verhältnis zu seiner Umwelt misst. Hese beschäftigte sich zunächst mit den Topografien des Durchgangs und des Vergessens, mit den Kräften der Elemente, den natürlichen und künstlichen Grenzen, der Zeit und der geologischen Geschichte der Berge und hat in jüngster Zeit die Erosion und den Rückzug der Gletscher, den Kreislauf des Wassers und des Kohlenstoffs in sein Werk einbezogen.
Er überträgt in sein Werk, was ihn am meisten sensibilisiert, nämlich die "große Natur".
Eine Umwelt ohne Menschen oder Nicht-Menschen, eingeschrieben in eine lange geologische Zeit, da sie die gesamte Realität umfasst, einschließlich der Vergangenheit wie auch der Zukunft, Felsen, Magma, Eis, Wasser und Mikroorganismen bis hin zu den Atomen, die nun die Rolle symbolischer Gesprächspartner spielen und die die Ebene bilden, auf der sich seine Werke entfalten (Malerei, Fotografie, Film, Performance, Szenografie, Skulptur, Xylografie, Installationen). Um diesem Ansatz zu entsprechen, bevorzugt der Künstler einen materialistischen und ganz natürlichen Ansatz, der die Materie unserer Herkunft als malerische "Haut" verwendet.
Für Garo ist die Malerei kein Bild, sondern eine Oberfläche, eine Schwingung, Farben, eine Struktur und eine Energie, die Emotionen hervorruft, die zu einer Reflexion führen, die Deleuze "Deterritorialisierung" nennt und die er als höchsten künstlerischen Wert betrachtet, da sie alle Künste unterschiedslos vereint.
Der Künstler führt kontextualisierte Materie in seine Bilder ein, was ihn von anderen Künstlern derselben Familie wie Ollafur Eliasson und anderen unterscheidet und ihn gleichzeitig einigen anderen Familien materialistischer Maler wie Anselm Kiefer oder Miquel Barcelò näher bringt.
Was gibt es Schöneres in unserer Zeit, als eine Verbindung zum Realen, zum Greifbaren, zum Konkreten, zur Plastizität, zur physischen Wahrheit zu bewahren, die uns zur Erinnerung und zum Bewusstsein eines Ganzen zurückführt, während sie sich in der Wolke aufzulösen droht.
Wenn sich die menschliche Existenz tatsächlich in ihrer Wirkung auf dieses "Außen" offenbart, dann durch die Müdigkeit des menschlichen Subjekts; Sklave seiner eigenen technologischen und wirtschaftlichen Macht und ausgerichtet auf uralte Zeiten oder unendliche Räume (nach Tristan Garcia).
Denn die heutige Kultur verlangt nach einem neuen "Außen", das sich im Wiederauftauchen einer menschenleeren Natur in der aktuellen Ästhetik manifestiert, die auf vielfältige und dekompartimentierte Weise behandelt wird.
Wir befinden uns also heute auf der Seite des Künstlers, der vor der "großen Natur", einem unmenschlichen und menschenleeren Universum, sein Gefühl der totalen Verwundbarkeit und Hilflosigkeit angesichts dieser völlig aus den Fugen geratenen Welt zum Ausdruck bringt, die sich zum Teil weigert, der Realität ins Gesicht zu sehen und sich angesichts des kommenden Klimadramas nur schwer ändern kann.
Der Künstler in seiner ständigen Suche nach dem Absoluten und der Evolution, jenseits des Sichtbaren und des Gegenwärtigen, leiht sich das Vokabular der Kunst frei aus, um Raum zu schaffen, um unsere Sicht der Welt bis zu den Extrempunkten der menschlichen Erfahrung zu erweitern, dem Winzigen oder dem Gigantischen, vom Quark bis zur Milchstraße, vom Gletscher bis zum Gesteinsstaub. Das menschliche Individuum stellt er in seinen Werken nicht mehr dar; es bleibt außen vor, entweder als Zuschauer, als hilfloser Zeuge der sich ankündigenden Katastrophe des Abschmelzens der Gletscher zum Beispiel, oder als Täter und Opfer zugleich, der Selbstzerstörung seines eigenen Lebensraums.
In seinen Gemälden malt er also den Fluss des Lebens, den er einer langen geologischen Zeitlichkeit überlagert, die alles relativiert und uns eine Umsetzung einer multiräumlichen und multitemporalen Realität unserer Welt (Weltanschauung) bietet, auf jeden Fall eine Wahrnehmung, die sich von der Illusion befreit, dass der Mensch im Zentrum unserer Welt steht.

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SARA MASÜGER

Press Release

Sara Masüger Skulpturen widmen sich exklusiv der Darstellung von Körper und Körperfragmenten aus Zinn, Aluminium oder Acyrstal – einem Kompositmaterial, das in bearbeiteten Zustand wie Gips wirkt. De Skulpturen gehen nie Zeichnungen oder vorbereitete Skizzen voraus, was sich dadurch erklären lässt, dass sie einzig und allein ihrem eigenen Körper schöpft. Fragmente dieses Körper – Hände, Gesicht, Ohren, Finger usw. – erhält sich durch Abgüsse und diese dienen als Matrizen für die Realisierung von Werken. Beinflussengen durch andere Künstler sind offensichtlich und werden von Sara explizit bestätigt, die ihre Bewunderung für die Werke von Alina Szapocznikow, Luoise Buorgeois oder Mandardo Rosso ausspricht. Aber auch wenn man in ihrer Praxis leicht formale Analogen zu diesen Künstler finden kann, gehen ihre Skulpturen andere Wege- lassen andere Stimme verlauten. Denn Sprache nimmt in Sara Masügers Werken einen wesentlichen Platz und findet in den Körperdarstellungen wahre Resonanzkammern. Die Sprache ist allgegenwärtig und manifestiert sich in der Wahl der Titel.
Die Arbeite von Sara Masüger verweisen auf die häufig erfolgende Trennung von Körper und Geist, die sich sowohl in der Geschichte der Philosophie als auch in der Schwierigkeiten zeigt, die wir Menschen haben, wenn wir ganz konkret und intuitiv umschreiben sollen, was die Essenz unseres eigenen Körpers, unseres Eigenleibs ausmacht. Der Begriff „Eigenleib“ erscheint erst spät in der Geschichte der Philosophie. Als erster hat ihn im frühen neunzehnten Jahrhundert der kaum bekannte Philosoph Pierre Maine de Biran verwendet, der als Vorläufer der Phänomenologie von Husserl und Marleau – Ponty gelten darf. Er macht im Gegensatz zu Renè Descartes` „ Ich denke also ich bin“ das Primat des Körpers als essentiellen Ort geltend, an dem sich das Ich vorhanden fühlt.
Die Skulpturen von Sara Masüger sollte man so lesen, die als räumliche Projektionen geformter Organe der fühlbaren Komponente des Körpers Nachdruck verleihen. Diese Komponente wird ebenso durch die Bedeutung der Sprache vermittelt, die durch die Titel signalisiertwird.: Longterm Translation, Dictation, I talk to you Later tragen diese Schwankungen zwischen Dauer, Reminiszenz, Gedächtnis und Erinnerung in sich, die die Grundlage der fühlbaren Welt bilden.

Betrachtet man Sara Masügers Skulpturen, sollte man ihren Herstellungsprozess berücksichtigen. Ein Ohr aus Zinn, eine Anordnung von Händen aus Aluminium, die traubeartig zusammengefasst sind, oder ein Agglomerat von Armen aus schwarzem Acrystal, sollten nicht als reine Produkte einer Skulpturalen Arbeit aufgefasst werden. Sie sind viel mehr die Folge einer Reihe von performativen Akten. Der Körper ist in Aktion, das ist die Voraussetzung aller Skulpturen. Er verbiegt, verknotet und fängt sich, greift nach sich selbst, um seinen eigenen Abdruck zu nehmen. Das Gesicht wird mit dickflüssigem Material überdeckt, um mit Kautschuk, Zinn und Acrystal abgeformt und reproduziert zu werden, wobei es im Laufe der Vervielfältigungen die Charakteristiken verliert, die es mit seinem ursprünglichen Model identifizieren lassen. Dennoch wird das Performative nicht sichtbar gemacht, es ist auf den intimen Raum des Atelier reduziert, und Sara Masüger hat nie den Wunsch gehabt, diese Praxis auf eine öffentliche Inszenierung auszuweiten. Die Performance besteht aus einer Summe von Gesten, die für die Abgüsse nötig sind, und aus körperlichen Verrenkungen. Sie kann erst im Nachhinein verstanden werden, zum Zeitpunkt der Präsentation der Skulpturen, wenn sie vor den Augen der Zuschauer ausgestellt werden. Die Performance beschränkt sich daher auf ihre Probe wie im Theater, geschützt von Blicken. Diese verborgene performative Dimension bringt unweigerlich eine andere Vorstellung mit sich, die über die strenge Intimität hinausgeht und sich auf das Zeremonielle, das Rituelle richtet.
Mein Körper ist nicht der eines anderen, und trotzdem erscheint mir der andere Körper paradoxerweise relativ klar, während mir mein eigener Körper immer teilwiese ein Rätzel bleibt. Er ist schwer zu fassen, da er gleichzeitig mit mir verbunden und mir fremd ist, obwohl ich mich selbst problemlos als denkendes Subjekt wahrnehmen kann. Sara Masügers Skulpturen betonen die unvermeidliche Lücke, die unüberwindbare Distanz, die jedem Versuch auferlegt ist, den Körper zu verstehen und zu umschreiben. Wir müssen immer von unserem eigenen Körper auszugehen, um ihn zu verfassen. Diese Beobachtung steht sofort im Widerspruch zur Undurchsichtigkeit dessen, was zu uns ausmacht und uns unwiderruflich verborgen bleibt. Vom Körper ausgehend, mit meinem eigenem Körper, erkunde ich diesen; dieser Vorgang erfordert eine Distanz, die die Unternehmung unmöglich macht. Der Versuch, meinem Körper zu verstehen, wird immer von einer Bewegung nach aussen begleitet: Ich schaue auf ihn als wäre er der eines anderen, und diese Entfernung – eine Art spiegelgleiche Duplizierung – bildet unvermeidlich eine Aporie : Mein Körper ist nicht mehr ganz meiner, wenn er analog zu dem eines anderen betrachtet wird. Folgt man Jean – Paul Sartre, sagt man nicht mehr `Ich bin in meinem Körper, sondern Ìch bin mein Körper`. Obwohl die Skulpturen von Sara Masüger ausschliesslich aus Körperelement bestehen, die sie von ihrem eigenen Körper abgeformt hat, ist ihre Arbeit kein Selbstporträt oder eine innere Erforschung mit psychoanalytischen Ziel, geschweige denn ein Ort von Pathos. Es handelt sich vielmehr um eine Verdrehung, die dazu dient, die Schwierigkeiten zu umgehen, sich als Körper zu begreifen und den Bezug zwischen Körperlichkeit und denkenden Subjekt zu finden.
Das Projekt von Sara Masüger liegt in dem Versuch, sich am Rande dieses Dazwischens, das der Körper ist, aufzuhalten- weder absolute Innerlichkeit noch einfache Schnittstelle mit der Welt – ohne dass es nötig wäre, andere Körper als den eigenen darzustellen

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